OXIDATION PROCESS OF WATER
Cycle Water, #607, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #621, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #618, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #633, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #642, Lauerbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #659, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #604, Lauterbrunnental, CH, 2020
Cycle Water, #226, Venice, ITA, 2014
Cycle Water, #356, Fraser Island, AUS, 2017
Cycle Water, Evening Light, Gletschermuehle, Bergell, CH, 2014
Cycle Water, Farina, Gletschermuehle, Bergell, CH, 2014
Cycle Water, #005, Verzasca, Tessin, CH, 2004
RESIDUAL LIGHT, PERSPECTIVE, CLEAR-SIGHT
Klaus Honnef
»Nur die Fantasie kann die Grenzen des Horizonts überwinden, und nur die Kunst lässt uns sehen, was unsere Augen übersteigen. Kunst kann uns ein Gefühl für die Unermesslichkeit unseres Seins vermitteln. Die Fotografie scheint das Gegenteil davon zu sein, denn sie erinnert an die unwiederbringliche Vergangenheit. Andererseits verbindet sie Vergangenheit und Gegenwart unmittelbar; indem sie den Horizont scheinbar einschränkt, schafft sie neuen Raum für die Vorstellungskraft.
Das fotografische Projekt »Restlicht« von Bernd Nicolaisen taucht tief in die Vergangenheit des Planeten Erde ein, um das Jetzt zu entdecken. Restlicht ist das Licht, das vom Tag übrig bleibt. In Nicolaisens Bildern beleuchtet es die Geschichte der Erde, bevor sie aufgezeichnet wurde. Gletschereis, das nicht mehr ewig währt, sondern vom Aussterben bedroht ist, ist der wichtigste Zeuge der Geschichte, ihr »genetischer Abdruck in der Zeit« (Nicolaisen). Licht überträgt diese Geschichte auf die lichtempfindlichen Zellen der Kamera – und rast in eine unergründliche Zukunft.
Die Bilder von Bernd Nicolaisen lassen erahnen, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mentale Instrumente des menschlichen Orientierungsbedürfnisses sind, die zudem historisch determiniert sind. Angesichts der vermeintlich unverständlichen Gesetze des Universums besitzen sie nur begrenzten Erkenntniswert. Sie verschmelzen förmlich in seinen Bildern. So wirken die Bilder unendlich klar und wunderbar mystisch, rational kühl und bemerkenswert emotional, subjektiv und objektiv. Geschichte selbst war und bleibt immer eine Frage der Möglichkeit. Genau wie Nicolaisens Fotografien. Sie sind so nah und doch so fern.
Die Chimäre selbst entsteht, fein und stimmungsvoll, wie Alois Riegl sie »Aura« nannte. Die Bilder ziehen uns magisch in die tiefste Tiefe unserer Existenz. Je länger wir betrachten, desto mehr eröffnen sie uns einen Blick auf die existentiellen Bedingungen des Seins. Möglichkeiten, die wir vielfältig gestalten können, aber in einem kleinen Zeitrahmen, wenn wir uns Zeit nehmen.«